Wenn deine Schulleitung es einfach nicht versteht (und wie du in einem System berlebst, das kaputt wirkt)

Die E-Mail kommt um 7:45 Uhr - fnfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn:

> _"Mit sofortiger Wirkung mssen alle Unterrichtsplanungen drei Differenzierungsstufen beinhalten, mindestens zwei digitale Tools einbinden, mit dem Schulcurriculum abgestimmt sein und 48 Stunden im Voraus eingereicht werden. Auerdem fhren wir ein neues System zur Verhaltensdokumentation ein - mit fnf Datenpunkten pro Vorfall. Die verpflichtende Schulung findet nchsten Donnerstag in Ihrer Mittagspause statt."_

Du starrst auf den Bildschirm und fragst dich, ob deine Schulleitung jemals tatschlich selbst unterrichtet hat. Oder schon einmal einen Raum voller Kinder erlebt hat. Oder im echten Schulalltag lebt - nicht nur im Bro.

Kommt dir das bekannt vor?

Wenn du das Gefhl hast, Entscheidungen werden irgendwo getroffen, wo Realitt, Zeit und Menschlichkeit keine Rolle spielen, bist du weit davon entfernt, allein zu sein.

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Die groe Kluft

Die unbequeme Wahrheit:

> Viele Menschen, die ber Unterricht entscheiden, stehen seit Jahren - manchmal Jahrzehnten - nicht mehr vor einer Klasse.

Oft meinen sie es gut. Viele sind mit idealistischen Visionen gestartet.

Doch mit jeder Karrierestufe entfernen sie sich ein Stck weiter von dem, was Unterricht wirklich bedeutet:

Unterbrechen. Reagieren. Beziehungsarbeit. Spontanitt. Flexibilitt. Menschlichkeit.

So entstehen Richtlinien, die auf Papier gut klingen - aber im Klassenzimmer kollabieren.

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Geschichten aus dem echten Arbeitsalltag

Unrealistische Erwartungen: > _"Wir sollen wchentlich detaillierte Daten zu 30 Lernenden liefern - zustzlich zu Differenzierung, Beziehungspflege, Unterricht, Testvorbereitung und Elternarbeit._ Kontextblinde Planung: > _"Verpflichtende Fortbildung - ausgerechnet in der Woche der Elternabende. Auf Hinweise reagierte die Leitung mit: Dann planen Sie bitte effizienter."_ Beobachtungen ohne Realittssinn: > _"Bei Regen war Indoor-Pause. Die Leitung bewertete die Stunde negativ, weil kein akademischer Diskurs sichtbar war."_ Widersprche: > _"Wir sollen personalisiert frdern - aber Materialien dafr werden nicht genehmigt."_

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Was hinter den Entscheidungen steckt

Es hilft (auch wenn es schwerfllt), zu verstehen, was Leitungskrfte bewegt:

• Druck von oben

Die Linie luft von Regierung Behrde Schultrger Leitung Lehrkrfte.

• Datenfixierung

Fr sie zhlt: Was ist messbar, nachweisbar, standardisierbar?

• Vergessene Realitt

Je lnger jemand nicht unterrichtet, desto romantischer werden die Erinnerungen.

• Managementlogik statt Pdagogik

Manche denken Schule msse funktionieren wie ein Unternehmen.

Das entschuldigt nichts - aber es erklrt manches.

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Strategien, um nicht unterzugehen

1) Dokumentiere - ruhig, sachlich, vollstndig

Halte fest:

• widersprchliche Vorgaben
• unerfllbare Zeitplne
• abgelehnte Ressourcennachfragen
• Auswirkungen auf Lernende

Nicht als "Waffe" - sondern als Schutz und Grundlage fr Gesprche.

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2) Strategische Umsetzung

Du musst nicht alles perfekt erfllen.

• Erflle, was machbar und sinnvoll ist
• Erflle Problematisches im Geist, nicht zwangslufig in der Form
• Lege deinen Fokus dort, wo es um das Wohlergehen der Lernenden geht

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3) Kooperation statt Einzelkampf

• Sprich nicht allein - sprecht als Team
• Formuliere Lsungen, nicht nur Probleme
• Nutze Beispiele aus dem Unterrichtsalltag

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4) Sprich ihre Sprache

Stze, die Schulleitungen hren:

• "Dieser Ansatz birgt organisatorische Risiken "
• "Die aktuellen Daten zeigen "
• "Rckmeldungen von Eltern und Lernenden weisen auf "
• "Das widerspricht unserem Schulentwicklungsziel "

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5) Finde Verbndete

Es gibt sie:

• Menschen, die zuhren
• Menschen, die Brcken bauen
• Menschen, die Schule menschlich denken

Halte dich an sie.

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Die Kunst des respektvollen Widerspruchs

Statt: "Das ist unmglich."

"Ich mchte das gut umsetzen. Hier sind Hindernisse und mgliche Lsungen."

Statt: "Sie verstehen doch gar nicht, was im Klassenzimmer los ist."

"Mchten Sie einmal in dieser Stunde hospitieren? Dann sehen Sie, was aktuell herausfordernd ist."

Statt: "Das ist einfach eine schlechte Idee."

"Ich habe Sorge wegen mglicher Nebenwirkungen. Drfen wir das zunchst begrenzt testen?"

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Wenn es wirklich toxisch wird

Manchmal ist das Problem nicht Kommunikation - sondern Kultur.

Dann brauche es:

• genaue Dokumentation
• Kenntnis eigener Rechte (Gewerkschaft/Personalrat)
• Untersttzung von auen
• Grenzen im Sinne der eigenen Gesundheit

Und manchmal ist der richtige Schritt: gehen. Nicht aus Schwche - sondern aus Selbstschutz.

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Wo du deine Handlungsmacht findest

Du hast Kontrolle ber:

• die Stimmung in deinem Klassenzimmer
• wie du mit Lernenden sprichst
• wie du Beziehungen gestaltest
• deine Prioritten

Du kannst Einfluss nehmen auf:

• das Kollegium
• Eltern
• Schulklima

Du kannst nicht kontrollieren:

• politische Entscheidungen
• Systemlogiken
• die Prioritten anderer

Investiere Energie dorthin, wo Wirkung mglich ist.

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Die langfristige Perspektive

Erinnere dich:

• Warum bist du Lehrkraft geworden?
• Welche Momente geben dir Sinn?
• Welche Menschen sind wegen dir gewachsen?

Sammle diese Geschichten. Sie tragen dich.

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Fr die nchste belastende E-Mail

Bevor du antwortest, frage dich:

• Ist das ein Kampf, der sich lohnt?
• Wie kann ich professionell bleiben und Schler:innen schtzen?
• Wer kann mich untersttzen?
• Welche Grenzen muss ich setzen?

Du arbeitest fr Kinder - nicht fr Tabellen.

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Ein Brief an dich

_Liebe Lehrkraft in einem schwierigen System,_

Deine Frustration ist gerechtfertigt. Deine Belastung ist real. Deine Bemhungen bleiben nicht unsichtbar.

Du allein kannst das System nicht reparieren. Aber du kannst Inseln der Menschlichkeit, Stabilitt und Hoffnung schaffen.

Manchmal bist du der stille Schutzraum gegen ein System, das viel fordert und wenig fhlt.

Das ist nicht nur Arbeit.

> Das ist mutige, stille Form von Frsorge - und sie macht einen Unterschied.

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Die besten Lehrkrfte funktionieren nicht, weil das System perfekt ist - sondern weil sie Wege finden, menschlich zu bleiben, trotz allem.

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ber die Autorenschaft: Dr. Greg Blackburn ist Lernwissenschaftler und Grnder von Zaza Technologies. Gemeinsam mit Lehrkrften entwickeln wir Tools, die entlasten - nicht berfordern. ```